V. Sinitsine. Psychologie und Christentum


PSYCHOLOGIE UND CHRISTENTUM

Seit den letzten Jahren entwickelt sich eine Wissenschaft besonders intensiv, die alle Sphären des Lebens durchdringt und sich „Psychologie“ nennt. Stellen für Psychologen wurden in den Schulen, den Unternehmen, den Verwaltungsstrukturen etc. geschaffen. Jetzt sind die Psychologen in der Regierung, in den Banken, in den politischen Parteien, bei der Polizei wie auch im Theater zu finden.

Einerseits kann man das Erscheinen des Heeres an Spezialisten begrüßen, die die gesunden Beziehungen unter den Leuten zu bilden berufen sind. Das Problem wird in anderem gesehen.

Wer hat diese Spezialisten gelehrt und was? Mit welchen Methoden geben sie den Menschen Empfehlungen, die ihnen in psychotraumatischen Situationen helfen sollen, und auf welche Weise lehren sie die Kunst des Umgangs miteinander?

Welches geistige Fundament liegt einer derartigen Psychologie zugrunde? Hier muss man mit Bitternis feststellen, dass es sich meist um den sexuellen Materialismus von Sigmund Freud mit seiner entschlossen antichristlichen Haltung handelt.

Die „moderne wissenschaftliche Psychologie“, wie sie sich nennt, bleibt äußerst materialistisch in ihrem Inhalt, atheistisch in ihren Überzeugungen, die vom Verständnis des wahrhaften Sinnes des menschlichen Daseins sehr weit entfernt sind. Deshalb, obwohl sie danach strebt, den Menschen zu dienen, ist die Psychologie stark an den Bedingungen der Zeit und an kurzfristigen Umständen orientiert. Und dieser Dienst ist bei weitem nicht uneigennützig. Viele Psychotherapeuten und Psychoanalytiker bekommen heutzutage solide Honorare, dafür dass sie das Selbstbewusstsein der Menschen, ihr natürliches Streben nach Vollkommenheit; welches in ihnen angelegt ist, und ihren Wunsch immer besser zu werden, unterstützen. In diesem Streben „besser zu werden“ gibt es prinzipiell nichts schlechtes, das Streben „besser als andere zu sein“ führt jedoch zu Hochmut. Diese Nuance wird außer acht gelassen. Im ersten Fall wird sich der Mensch seiner Fehlgriffe und Fehler (den Sünden) bewusst und versucht, sie zu korrigieren; im zweiten Fall aber achtet er auf die Fehler und die Fehlschüsse seiner Umgebung und bemüht, sich diese zum eigenen Vorteil auszunutzen.

Versuchen wir, uns an das Wesen der Psychologie der gegenwärtigen säkularen Gesellschaft als wissenschaftlicher Disziplin anzunähern. Hier stoßen wir sofort auf ein Paradoxon:

Die Psychologie, so zeigt sich, erkennt ganz und gar nicht die Seele im Menschen an, sie glaubt nicht an ihre Existenz. So lesen wir zum Beispiel in dem heutzutage recht verbreiteten Handbuch vom J. Godrfroi “Was ist Psychologie”, „die Vorstellung über den Menschen, der aus immaterieller Seele besteht, die den materiellen Organismus leitet, ist eine dualistische Konzeption, die auf prähistorische Zeiten zurückgeht… In der wissenschaftlichen Psychologie allerdings, wurde die Vorstellung akzeptiert, dass unsere Gefühle oder Gedanken nur ein Ergebnis der Lebenstätigkeit von Nervenzellen sind, die in einem Organ — dem Gehirn gebündelt sind…»

Solche oder ähnliche Behauptungen, kann man praktisch in allen gegenwärtigen Lehrbüchern der Psychologie finden; der Glaube an die Existenz der Seele ist eindeutig archaistisch erklärt, wobei über die christliche Psychologie kein Wort verloren wird. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, die Medizin würde nicht an die Heilung des Menschen von Krankheiten glauben, oder die Geografie würde nicht die Existenz der Erde, der Kontinente, der Ozeane u.s.w. anerkennen.

Dieses offensichtliche Paradoxon, das bereits im Namen dieser „Wissenschaft über die Seele“ angelegt ist, verwirrt viele Vertreter der Psychologie nicht im geringsten. Sie haben die Lösung darin gefunden, dass „die Seele sich einfach auf die Nervenzellen des Gehirns reduziert“, das heißt, die Seele ist überhaupt nicht die Seele, sondern „etwas anderes“. Dann wäre es im Grunde genommen korrekter, diese Wissenschaft umzubennen, aber so weit wird es nicht kommen, weil ihre geistigen und spirituellen Begriffe sogar für Ungläubige anziehend sind.

Die traditionelle Bezeichnung die Psychologie — die Lehre von der Seele — wurde einfach missbräuchlich übernommen und als Titel für ein anderes wissenschaftliches Gebiet verwendet. Dabei handelt es sich hier in keiner Weise um den eine ähnlich spirituelle „Seelenlehre“ (nach Inhalt und Charakter), sondern vielmehr um deren vollkommene Beseitigung.

Sie wurde durch die „Lehre von den Gesetzmäßigkeiten der sogenannten seelischen Erscheinungen, den Trieben, ersetzt, die von der inneren Grundlage losgelöst sind, und wie Erscheinungen der äußeren Welt, die Phänomene, betrachtet werden. Die heutige Psychologie ist keine Wissenschaft der Seele, sondern eine Mischung von allen möglichen logischen, sozialen, und philosophischen Konstruktionen bzw. Schlussfolgerungen.

Eine Tatsache ist unbestritten. Die lebendige und reiche innere Welt des Menschen, sowie die menschliche Persönlichkeit, die wir unabhängig von jeder Theorie unsere ‚Seele’ und unsere ‚geistige Welt’ nennen, fehlt in dieser Wissenschaft total. Also ist die Ausgangsbasis der gegenwärtigen „Psychologie ohne Seele“ der reinste Materialismus.

Gerade die Reduktion der Seele auf das Niveau der Nervenzellen, und des Menschen auf physiologische und biochemische Prozesse führte die Wissenschaft, die auf dieser Grundlage beruht, auf eine sehr verschwommene und unverständliche Ebene. Das Herangehen war, nach Meinung eines der bekanntesten englischen Naturwissenschaftler A. Hardys (Manchester), „ein essentieller methodologischer Irrtum“ im Forschen des Menschen. Und gerade mit einer solchen Herangehensweise sind die psychologischen Forschungen noch am Ende XIX Jahrhunderts offenbar in die Sackgasse geraten.

Heute erkennen die führenden Psychologen der ganzen Welt, dass man den Menschen in seiner Ganzheit, d.h. „in der ganzen Fülle seiner physischen, psychischen und geistigen Erscheinungsformen wie eine geistige Persönlichkeit“ betrachten muss.

Tatsächlich gibt es bei der Religion und der praktischen Psychologie (vor allem bei der Psychotherapeutik) eine Menge Berührungspunkte: Beide beschäftigen sich vor allem mit der Seele des Menschen, helfen ihm, das Leben zu durchdenken und auch in extremen Krisensituationen — den «Sackgassen», die auf seinem Lebensweg unvermeidlich sind — zurechtzukommen. Bezüglich der Forschung besteht allerding ein grundlegender Unterschied: Der Erfolg der psychologischen Einwirkung wurde vielfach in praktischen wissenschaftlichen Studien dargelegt — allerdings i.d.R. ohne Berücksichtigung von Glaubensaspekten. Der Einfluss des Christentums auf die menschliche Seele wurde im Hinblick auf die Entwicklung der Persönlichkeit hingegen nur auf dem Niveau der philosophischen und theologischen Theorien oder der alltäglichen Urteile besprochen.

Die Psychologie befindet sich — im Sinne des Wortes — noch mehr als die Geschichte in enger Beziehung zu den Glaubenströmungen. Alle religiösen Systeme sind nicht nur aus dem Bedürfnis der menschlichen Seele heraus entstanden, sondern waren auch ihrerseits eigene psychologische Schulen. Die großen psychologischen Wahrheiten, die im Evangelium verborgen sind, verbreiteten sich zusammen mit der evangelistischen Lehre; deren allumfassender humanistischer und milderner Einfluss liegt der praktischen spirituellen Wissenschaft überhaupt erst zugrunde. Welches Buch in der Welt handelt noch von tiefer Psychologie und echter Menschenkenntnis, und welches Buch wurde mehr gelesen, gehört und über welche Schrift wurde mehr nachgedacht! Doch:

Friedrich Nietzsche wirft dem Christentum vor, dass es nur „schlechte Zwecke“ verfolge, von der Wirklichkeit weit entfernt sei, und ihre Inhalte eine reine „Welt der Fiktionen“ darstellten. Der einzige positive Gedanke, der laut Nietzsche in der Lehre Christi enthalten ist, bestünde in „dem Verständnis, wie man leben sollte.“ Das „praktische Verhalten“ sei angeblich die einzige Sache, die Christus der Menschheit tatsächlich vermacht hat.

Sigmund Freud, der Schöpfer der Psychoanalyse, ließ sich bei seinen Arbeiten nicht von der völligen Negation der Religion verführen. Danach strebend, die Rolle der Religion im menschichen Leben zu verstehen, stützte er sich auf psychoanalytische Vorstellungen von der Natur des Menschen und seinen Neigungen bzw. Trieben. Laut Freud besteht der Hauptwert des Glaubens darin, dass er die „Urbedürfnisse“ des Menschen befriedigen und sein „Gewissen“ erziehen kann. Dabei wird Religion von ihm wie „das kostbarste Inventar der Kultur, der höchste Wert überhaupt“ angenommen. Dennoch hielt Freud am Anspruch der praktischen Psychologie (vor allem der Psychoanalyse) auf die Erfüllung dieser Funktionen mit ihren eigenen Mitteln fest.

Erich Fromm hält die Koexistenz von Psychologie und Religion für möglich und sucht nach allgemeingültigen Mitteln ihrer Einwirkung. Seiner Meinung nach werden sich die Ziele der Religion wie der Psychoanalyse letzten Endes vereinigen: im „Bewusstsein der vollen Kraft, nicht der Schwäche von Liebe“, und in der „Anerkennung der menschlichen Kraft, und nicht der Erfahrung der Kraftlosigkeit“. Er meint, dass die Religion dem Menschen die Orientierungspunkte für die Wahl der Handlungen und die Art und Weise der Selbstanalyse seines Vorgehens vom moralischen Standpunkt aus gewährt. Dies äußert sich im „Ritual der Buße“ oder im „Trost des Priesters“. Fromm sieht in der Religion die Orientierungspunkte für die „Suche nach dem Sinn des Lebens“ und den Weg der „Selbstverwirklichung“ des Menschen. Sie führt zur Errungenschaft der Ganzheit mit sich und anderen.

Am Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts verlor die Frage der Beziehungen zwischen Psychologie und Religion schlichtweg an Aktualität für die westliche Psychologie und Kultur, da sich die gegenseitige Duschdringlichkeit von Werten der Psychotherapeutik und der Religion durchsetzte. Die diesbezüglichen Konsequenzen wurden oben bereits ausführlich dargelegt.

Heute heben sich drei Hauptpositionen in der Frage des Verhältnisses von Psychologie und Religion heraus:

die absolute Negation eines Kontaktes von Psychologie und Religion;

die Anerkennung der psychotherapeutischen Möglichkeit, dem Menschen zu helfen sowie ihn aus Krisensituationen herauszuführen von Seiten der Religion, und der entgegengesetzte Versuch, religiöse Wirkungen auch vom psychotechnischen Standpunkt aus kennen lernen zu wollen;

das Streben nach der Vereinigung von Psychologie und Religion, bis hin zur „Verkündigung des Glaubens“ als professioneller Anspruch an Psychotherapeuten.

Vor allem muss man zwischen der klassischen wissenschaftlichen Psychologie und der Psychotherapeutik, d.h. der angewandten Nutzung psychologischer Kenntnisse für die Lösung von Persönlichkeitsproblemen unterscheiden. Die Psychotherapeutik in ihrer gegenwärtigen Ausprägung ist ein typisches Erzeugnis westlicher Kultur. Ursache ihrer Entstehung und ihrer weiten Verbreitung ist in erster Linie das „Leben ohne Gott“, genauer gesagt das „Leben ohne Segen“. Man schreibt Freud die Äußerung zu, die Psychoanalyse arbeite dort, wo es keinen Gott gibt.

Was ist prinzipiell schlecht daran, dass die Psychotherapeutik dort arbeitet, „wo es keinen Gott gibt“? Die Psychotherapeutik — sofern es sich nicht um okkultistische Praxis handelt — beansprucht keinesfalls das Retten der Seele. Ihre Aufgabe ist es, dem Menschen in einer Welt säkularer Ideale leben zu helfen, d.h. in einer Welt, welche nicht der Existenz Gottes Rechnung trägt.

Gerade deshalb ist es gerechtfertigt zu behaupten, dass die Psychoanalyse in einem gottlosen Bereich wirkt. Hier entgegnen viele: Die Psychoanalyse ist gerade deswegen ein Faktor gegen Gott; weil sie zum Säkularismus führt, zum Abrücken von Kirche usw. Aber, derartige Behauptungen sind der elementaren Logik beraubt, weil ihre Autoren zufällig oder bewusst jene offensichtliche Tatsache ignorieren, dass „eine Birne nicht von Apfelbaum fallen kann“, da sie nicht seine Frucht ist. Von der Kirche kann niemand „abfallen“ der zu ihr nicht gehört. Genauso unsinnig ist es, von der „Säkularität des Menschen“ zu sprechen, der ausschließlich in einer atheistischen Welt lebt.

Aber es gibt verschiedene Wege, in dieser gottlosen und säkularen Gesellschaft zu exisistieren. Und eines der Hauptziele der Psychotherapeutik besteht darin, den Leuten ein Leben zu ermöglichen, in dem sie nicht zu „Raubwölfen“ oder zu „Vieh“ werden, wozu sie die alltägliche Wirklichkeit nicht selten treibt. So dürfte sie daher bei einem gläubigen Christen im Grunde keinerlei Einwändehervorrufen.

Ein gläubiger Mensch ist relativ einfach zu erkennen. Zum einen ist er zielstrebig, er sucht stets das Beste. Zweitens hat er einen gewissen Durst nach Gott. In allen Lebenssituationen ist er fähig (oder zumindest strebt er danach) nämlich diejenigen Entscheidung zu treffen, die ihn zum Gott führen.

Und drittens ist er ein Mensch, der sich als Christ bekennt, dessen charakteristisches Merkmal es unter anderem sist, dass er betet.

Wenn irgendeine psychotherapeutische Maßnahme den Betzustand stört und dem Menschen das Beten unmöglich macht, so ist es nötig, sie zu meiden.

Hier muss man sehr vorsichtig sein, weil es lebenswichtig ist, richtig beten zu können — rein, aufrichtig, feurig, voller Buße. Die Schule Gebets ist eine jahrhundertealte Tradition. Es ist Aufgabe der Priester, die Menschen im Gebet zu unterrichten und auf den Zustand des Geistes der ihnen anvertrauten Personen acht zu geben. Die Priester haben eine ihnen eigene Fähigkeit, die Gabe dies richtig zu tun. Deshalb ist es besser, einige spezielle Fragen gemeinsam mit einem Priester zu entscheiden. Sonst können Widersprüche entstehen, die oft künstlicherweise ausgedacht und zweifelhaft sind.

Die Ergebnisse zahlreicher soziologischer Umfragen und Studien zeugen davon, dass für die Gläubigen Religion die Funktion der Befriedigung der Bedürfnisse bezüglich der Suche nach lebenswichtigen Koordinaten und nach höchst-moralischen Werten erfüllt. Sie vermittelt ethische Orientierungspunkte. Außerdem liefert sie den Menschen verallgemeinerte Konzepte für die innere Arbeit an sich selbst und für die äußere Zusammenarbeit mit anderen, sowie Möglichkeiten der Selbsterkenntnis und der Selbstverbesserung. Die Religon beeinflusst auch das Entstehen eines ganzheitlichen Bildes der widerspruchsfreien Welt, in der Vorstellungen über das Gute und moralische Werte von großer Bedeutung sind. Für die Gläubigen ist auch ihre ruhige Beziehung zum Tod kennzeichnend.

Obwohl ein beliebiger Versuch, irgendeine besondere „christliche Psychotherapeutik“ herauszufiltern immer etwas künstlich wirkt, kann man dieses Streben dennoch sehr gut nachvollziehen. Die Psychologie ist doch eine Wissenschaft, die sich (ausgehend von ihrem Namen) mit der Seele des Menschen als Erkenntnisobjekt beschäftigt. Dies führt automatisch zur Beschäftigung mit den im Umlauf befindlichen theologischen Werken und asketischen Erfahrungen der Heiligen Väter. Die christliche Psychologie wird ihrem Namen wahrhaft gerecht. Und zwar gerade deshalb, weil sie sich nicht die Gehirnzellen, sondern die unsterbliche menschliche Seele zum Gegenstand gemacht hat. Zugleich umfassen die Aufgaben der christlichen Psychologie auf jeden Fall sehr viel mehr als nur die „Forschung des Verhaltens und der geistigen Tätigkeit“, wie es Jean Godfroi bezeichnete.

Die christliche Psychologie kann und muss man in Zukunft allerdings wie ein geistliches Fach betrachten. Sie sollte die Menschen:

  • im Glauben festigen;

  • beten lehren;

  • sich selbst und ihre Fallen erkennen lehren;

  • mit der Sünde und den Versuchungen „kämpfen“ lehren, so wie die heiligen Asketen kämpften;

  • die Werke der Kirchenväter, und durch diese das Evangelium verstehen sowie die Heilige Schrift und den Erfahrungsreichtum der heiligen Überlieferungen lieben lehren, d.h. deren Weisheiten dem Herzen näher zu bringen; und zwar nicht als ausgewiesenes Studienfach oder als eigene Wissenschaftsdisziplin begriffen; sondern vielmehr als lebendiges Eigentum der ureigenen Seele;

  • die Gebote des Heiligen Evangeliums nicht wie ein Hindernis am freien Leben empfangen lehren, sondern vielmehr wie ein Weg zum Auffinden der kostbaren „Perle“ noch im irdischen Leben, für die ein Mensch voller Freude sein ganzes Vermögen zu verkaufen bereit ist.

Im Idealfall besteht die Hauptaufgabe eines echten Psychotherapeuten in der maximalen Erweiterung der menschlichen Entscheidungsfreiheit, d.h. der Möglichkeit, sich im Leben nach der von Gott geschenkten Willensfreiheit zu richten.

Wie man sehen kann, widersprechen sich Christentum und Psychologie in diesem grundlegenden Aspekt überhaupt nicht. Dabei bleiben sie sie selbst: das Christentum — ein Glaubensbekenntnis, und die Psychologie — eine Wissenschaft. Und das ist in diesem Fall auch durchaus nachvollziehbaes.

Christliche, geistig-ausgerichtete Psychotherapie wird heute in der Rehabilitierung von Personen eingesetzt, die unter narkotischer und alkoholischer Abhängigkeit leiden, sowie bei der Wiedereingliederung von Personen, die unter totalitären Sekten gelitten haben, bei der Behandlung von psychosomatischen und persönlichen Störungen usw. Besonders wichtig ist hier die Akzeptanz dieser Herangehensweise von Seiten der Gläubigen, die der psychoanalytischer Therapie nicht vertrauen.

Das Ziel des spirituellen Lebens einer Person besteht aus Sicht der geistig-ausgerichteten Psychotherapie in der Überwindung der ursprünglichen Zweispaltigkeit von Grund auf. Laut der christlichen Glaubenslehre kann dies nur in der gottesmenschlichen Ordnung geschehen — d.h. durch die Kombination aus der freien Ausrichtung der Seele zu Gott und der wohltuenden Hilfe Gottes.

Praktisch vollzieht sich eine solche Vereinigung bei dem Empfang der kirchlichen Sakramente und in erster Linie bei Taufe, Beichte (Buße) und Eucharistie (Kommunion). Bei ihrem Vollzug wird die lebendige Verbindung des Menschen mit Gott aufgestellt, und die Spaltung wird überwunden. Die Seele wird von Übel und Unwahrheit gereinigt und das Ebenbild Gottes tritt hervor.

Aber die Überwindung der Zweispaltigkeit ist auch zum Begreifen der eigenen Persönlichkeit, d.h. des Ebenbildes Gottes in sich selbst wichtig. Es prägt sich schon in der frühesten Kindheit mit Hilfe eines elterlichen Vorbilds ein. Die Korrektur eines verdrehten Elternbildes ist eine der Hauptaufgaben der geistig ausgerichteten Psychotherapie.

Dementsprechend konstruiert die Psychotherapie für jeden konkreten Fall eine eigene Strategie. Vor allem ist es wichtig, dass sich die Logik des psychotherapeutischen Prozesses und die Ziele der geistigen Entwicklung nicht widersprechen, sondern, im Idealfall, beide fest miteinander verbunden sind. Deshalb arbeiten dort, wo es möglich ist, Anhänger der geistig ausgerichteten Methode mit einem Priester zusammen.

Die Hauptforderung des geistig-ausgerichteten Ansatzes liegt darin, dass der Psychotherapeut sich nicht nur mit dem seelischen, sondern auch mit dem aktuellen geistigen Zustand der zu betreuenden Personen und mit den existierenden Dysfunktionen auf beiden Ebenen auseinandersetzt.

Das Christentum geht von der Geistigkeit der menschlichen Persönlichkeit aus. jedem Menschen ist das Ebenbild Gottes der Liebe und der geistigen Freiheit eingeprägt. In jeder Person sind potentiell moralische Würden (Tugenden) angelegt, die sich allmählich öffnen und sich, je nach der Reinigungsstufe der menschlichen Seele von der Sündhaftigkeit, im Streben nach Wahrheit, in der Heiligkeit und der Sauberkeit zeigen.

Die verschiedensten psychologischen Theorien und psychotherapeutischen Schulen, die in der gegenwärtigen Gesellschaft existieren, können mehr oder weniger richtig, wirksam oder Nutzen bringend oder eben schädlich sein. Sie können auch mehr oder weniger mit der katholischen Glaubenslehre und die christliche Weltanschauung harmonieren. In diesem Sinne ist es sehr wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Für einen tief gläubigen Christen ist es daher unabdingbar, diese Lehren sorgfältig zu prüfen, d.h. sachlich und vorurteilsfrei zu analysieren.

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